verdauen

Leben
Ein Tag
Ein Verdauungstag

Aufstehen, einheizen, Maunzi füttern Tee machen, links und rechts von mir Ordnung machen – zerstreut

An diesem Verdauungstag
Geh ich nicht in die morgendlichen Rituale
-Yoga, Meditation, Gebet-

Ich gruschel weiter, links und rechts von mir
Setze mich vor den Ofen mit Café, Marmeladenbrot und Buch
In Gedanken in den möglichen Tätigkeiten der nächsten Stunden

Rotebeete Salat machen, Knöpfe annähen, Fotos einrahmen
Sitze da und rahme Fotos ein
ordne die gerahmten Bilder an der Wand
Gestalte meinen Lebensraum
– immer gut-

Zeit vergeht

Ich sitze, gehe in die nächsten möglichen Tätigkeiten
Und schreibe diesen Text

Atmen, Bewegung, Leben

Verdaue den Abend
An dem ich , zum Ersten mal, mit 2 Müttern deren Kinder sich das Leben nahmen im ungeschützten Raum eines Cafés saß und
Schuld
Fragen
Schuldfragen
Fragen der Schuld
die Frage
warum Kind
die geschriene Frage
WARUM KIND hast du das getan?
Den Raum zwischen uns füllten

Maunzi sitzt schnurrend bei mir
es wächst eine mir unbekannte Flechte auf meinem Handrücken
—-

Müde

Dein Tot Helio veränderte meine mir bekannten Bewegungen in unbekannte.

Durch jeden Moment der Zeit tastet sich mein Inneres
Tag für Tag begegnen mir unbekannte Bewegungen, die Neuen
Begegnet mir die werdende, mir noch unbekannte Iris

Ich beginne mit Nachbarn, Kollegen, Unbekannten zu sprechen, zu plaudern
Diejenigen von ihnen, die wissen das meinem Herz mein Kind fehlt und ich eine große Wunde trage, sehen darüber hinweg
Kopf auf die Seite gedreht
fühlt sich an, als fehlte mir ein Bein, ich steh schwankend auf dem noch übrigen, doch ich werde nicht gefragt wo mein Bein blieb oder wie es sich auf einem Bein so steht
das ehemals sichtbare Bein (?)ist weg- WEG und wird in seinem WEG SEIN und meinem schwanken ignoriert- hartes Wort aber mir fällt kein weicheres ein
– allerdings, wäre mein Bein weg und nicht mein Kind Tot halte ich es für möglich das ich auf den Verbleib und mein Befinden angesprochen werden würde

Denjenigen die es nicht wissen begegne ich, mit meiner ihnen unbekannten Wunde und suche Wege, hilflos, erstaunt wie es gehen kann

Müde so müde bin ich

es geht immer weiter

Immer wieder Begegnungen mit jungen Eltern
Und dann
Mein zurückblicken auf meine vielen Lebensjahre
Während ich Helio großzog, mit den Eltern meiner Elterngeneration Zeit verbrachte, bekamen andere Kinder. und mittlerweile bekommen unsere Kinder Kinder und so weiter und so fort
Und nun ist mein Kind groß und tot und immer weiter geht es mit dem Leben und den Kindern
Nichten, Neffen, Kinder von Helio s Freundinnen
Und ich bin nun eine Alte
Alt werdende
Ich bekomme keine Kinder mehr
Alles was möglich WAR an Familie, Kinder alles was dazu gehört- Schule, Spielplatz, Geburtstag und und und
Da ist meine Zeit vorbei, eine Geschichte
liegt in meiner Biographie
Und ich bin weder
Zufrieden, noch froh, noch glücklich über die FamilieBiografie in meiner Biographie.
Es lässt sich nimmer ändern.
Und den Großteil habe ich selbst zu verantworten.

Die Liebe ist Groß – Der Tot ist Groß

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Liebe
ich liebe Dich Helio
Geist Helio
Seele Helio
Ich liebe Dich
Dein Leben
Deinen Tot
und alles was
Dazwischen ist
Danach ist

Tot
Der Tot ist Groß
liegt
vor/neben/bei/hinter
dem Leben

Der Tot ist Groß
Dein Tot ist Groß

Tot lässt sich nicht denken
Tot ist unbegreifbar
unbegreiflich
ungreifbar

Liebe ist Groß
Die Liebe ist Groß
Deine
Meine
Unsere Liebe ist Groß

Liebe lässt sich nicht denken
Liebe ist unbegreifbar
unbegreiflich
ungreifbar

Begegnungen 2

Begegnungen- Wegmarken20151025_145414

Auf einem Fest in der Nachbarschaft stellte sich ein Mann neben mich der vor 15 Jahren wegzog.
Ich hatte seinen suchenden Blickkontakt bemerkt.

Dialog:
Alt sind wir geworden
Ja , ich bin sehr alt geworden

Schlimme Geschichte
Was dir passiert ist.
– und er sieht mich an!
– und er fragt mich, fragt mich nach Helio!
Fragt: kam nichts dazwischen? Eine Wegmarke, eine Kreuzung?

Wie meinst du das?
Und erzählt das vor vielen Jahren seine Freundin in der psychiatrischen Notaufnahme arbeitete. Und manchmal schickte sie die jungen Männer zu ihm nach Hause.
Männer-es waren immer Männer. Und er sprach mit ihnen.

Und er zählte 3 Männer mit vor und Zunamen auf . 25 Jahre später

Und er hörte mir zu,
das Helio suchte und wünschte, das Vorbilder da sind. Das er Halt und Orientierung suchte und nichts und niemand kam und eine Wegmarke legte, für ihn.

Und er schaute mich an. Wich nicht zurück vor meinem Schmerz.
Danke

Welt! Bitte sprecht mich, andere an!
Wie schwer wird das weiter leben gemacht!
Wie unendlich dankbar sind solche Begegnungen.
Das macht mir die nächsten Tage sonniger, um so viel leichter, um so viel mehr „Lebensmutiger“

Wegmarken

Ort

 

iris und max

Ein Ort

In mir gibt es einen Ort
Der will nicht am Leben sein

Ob dieser Ort Tot sein will weiß ich nicht
Ich glaube aber nicht

An manchen Tagen ist dieser Ort ein großer Ort
Und an manchen Tag weniger groß
Ist er weniger groß ist mir mein Leben leichter

Ich lebe mit einem Ort in mir, der nicht am Leben sein möchte
Dieser Ort möchte zu Helio, bei ihm sein
Ich bin die Mutter, ich möchte bei meinem Kind sein
Mein Kind, mein Sohn ist Tot
Ich bin am Leben

Ich bitte um Orte, Zeiten an denen ich Helio begegnen kann,
Orte die nicht an die SeinsFormen
Leben, Tot gebunden sind

Ich übe