Satya Singh

Sehr geehrter Satya Singh Khalsa Wester
ich schreibe an Sie, weil ich Fragen zum Tod, zum Tod durch Suizid habe.
Weil mein Sohn sich mit 19 einhalb Jahren am 30.06.2013 auf der Alp erhängte. Nachts.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn es Ihnen möglich ist, wenn Sie mir Antwort geben können zu meinen Gedanken, zu meinen Fragen.
Ich schreibe Ihnen weil ich Antworten Suche, nach der spirituellen Ebene des Suizids.
Dem „Wesen“ des Todes durch Suizid.
Ich suche nach Religionen, nach Schriften, wo der Weg meines Sohnes liebevoll, warm angeschaut wird. Ich weiß nicht, ob ich von Weg/Wahl sprechen kann, das gehört zu den vielen Fragen.
In Ihrem Buch, las ich ein wenig Wärme und Verständnis zu Suizid.
Ganz verstehe ich ihn nicht, den ersten Absatz auf Seite 79, (das Yoga Buch vom Leben und Sterben). Doch in mir entstand ein Gefühl, für einen offenen Raum, was dass sein könnte- dieser Suizid.
Meine Fragen
Ich komme aus dem bayerisch katholischen Kulturkreis. Da kommt der Tot und holt dich ab.
Wurde mein Sohn Helio abgeholt, wie meine Oma? Wie das Kind bei einem Autounfall usw.?
Und in mir entstand das Bild, das Helio winkte, und der Tot sagt: „Ja“ ist gut, ich richte alles so ein,- deine Kraft und Klarheit, den Ort- und dann ist deine Zeit da“.
Aber immer wieder lese ich, das die Zeit „nicht da ist“ bei Menschen die selber Hand an sich legen. Das dieser Weg schwierig ist für die Seelen.
Verboten, verachtet, verpönt und bestraft wird dieser Weg, im dieseits und im jenseits.
Manche legen Hand an sich, und es klappt nicht. Da ist die Zeit wohl nicht da?
Aber wenn es klappt, beim ersten mal, in jungen Jahren, WIESO ist dann die Zeit nicht da?
Das Prana noch nicht verbraucht?
Die großen Wirkkräfte ermöglichten ein Gelingen, bei meinem Sohn. Und bei so vielen vielen anderen.
Wieder andere tun viel dazu ihr Leben zu verkürzen. Gehen rücksichtslos mit ihrem Leben um, gehen hohe Risiken ein, Trinken etc. – doch den tatsächlich alles beendenden Schritt tun sie nicht. Doch das ist alles kein Suizid. Und es wird auch nicht so gesehen in den großen Religionen. Wenngleich der Mensch natürlich zu einer gesunden Lebensweise angehalten ist. Wo sehen Sie den Unterschied?
Wie ist es mit den (schwierigen) Gedanken zu Krankheit und dem Tod. Manche sterben, manche werden Gesund. Manche Menschen wagen vom Lebenswillen zu sprechen der auf die Heilung Einfluss hat.
Aber in der Hand hat es doch weder der Arzt noch der Kranke?
Wieso hat der Suizidale dann soweit mehr seinen Tod in der Hand?
Er führt (nur) aktive, zum Tod führende Handlungen aus.
Und allermeist ist es ein Versuch und gelingt nicht.
Was mir als Mutter solch große Schmerzen bereitet ist, dass mein Sohn so alleine war in seiner Entscheidung und Handlung. So alleine mit sich und dem Tod.
Ich weiss dass ich mich mit folgenden Gedanken dem schwierigsten Feld der Sterbehilfe nähere.
Und machnmal wage ich es doch weiter zu spinnen diese Gedanken.
Ein Suizid ohne Schrecken und Tabu, hätte es vielleicht es möglich gemacht, dass Helio das Vertrauen gehabt hätte, mit mir oder anderen über seinen Wunsch zu sprechen. Und ich oder andere ihn hätten begleiten können oder ermutigen können zu Leben- wobei, ich vermute genau dass suchte er zu vermeiden. Und so tat er es alleine.
Mir hätte es das Herz zerissen ihn zu begleiten. Doch so tut es mir die Einsamkeit seiner Handlung auch.
Wobei ich natürlich nicht weiß, ob (!?) er sich einsam fühlte.
Mir ist als wäre der Suizid global „nicht frei gegeben“, mit „Tabu“ belegt.
Was wäre wenn er frei gegeben ist?
Welche Ängste mögen sich hinter dem Tabu verbergen?

Ich wünsche mir über Glaubensschriften, einen Faden zu bekommen, was der Suizid sein könnte aus spiritueller Sicht. Mir scheint im japanischen Buddismus oder im Hinduismus lässt sich am ehesten dazu was finden.
Schriften, wo diese Wahl eines Menschen, die doch auch nur gelingen kann wenn die Wirkkräfte das ihre dazu geben, anerkannt ist, als ein weiterer Weg aus dem Leben zu gehen. Wo dieser Weg mit Achtung betrachtet wird. Dieser spezielle Weg, auf die andere Seite zu kommen. Als (Aus)weg, um das oft beschrieben Leid der irdischen Existenz, zu verlassen. An einen selbst bestimmten oder gewählten Zeitpunkt. Als ein Weg von vielen Wegen. Wo der Lebende zum Tot die Hand hinreicht und der Tot sie nimmt.Und Umgekehrt.
Wer ist überhaupt zuerst wohl da? Winkt der Tot oder der Mensch?
Ich kann mit dem Tod Leben. Ich bin gesegnet mit Freude am Leben, ohne Angst vor dem Tod, ohne Wunsch nach dem Tod. Für mich ist das Leben keine Mühe. Es ist mir gegeben worden dieses mein Leben. Und die Schicksalsweberinnen webten mir Muster rein, die Schwere haben, auch für den hiesigen Kulturkreis. Die Farben des Schmerzes kommen viel darin vor. Und doch ist mir Unzufriedenheit fremd.
Die Entscheidung die Helio, nach Leid, Weltleid und mit Cannabis traf, ist mir Wesensfremd.
Der Tod, ist mir nicht Wesensfremd. Der Unfall, die Krankheit haben in meinem Verstehen der Welt ihren Platz.
Nicht ganz so frei, wie sie dass beschreiben auf Seite Seite 98, doch ich kann es spüren in mir, als den Lauf der Dinge.
Mein Sohn, mein geliebtes Kind, ging einen anderen Weg. Und weder in mir, noch im geschriebenen Wort finde ich Platz für diesen, seinen Weg. Der doch der Weg von so vielen ist.
Und auch aus sehr verschiedenen Motiven.
Ich spreche viel mit Menschen die seit vielen vielen Jahren einen Todeswunsch haben. Deren Bindung an ihr Erdenleben nicht „fest“ ist. Die es jedoch nicht tun. Vor allem aus Angst oder Feigheit vor diesem letzten Schritt. Diese Meschen habe sehr viel Achtung vor Helio.
Mir der Erdgebunden fehlt diese Achtung. Eine in mir, sieht es als ausweichen an. Ausweichen den Nöten, die es gibt im Leben. Mit dem Suizid ist alles alles vorbei an Nöten in diesem Erdenleben.
Das mit der Mitnahme der Nöte ins nächste Leben ist mir zu abstrakt, zu geistig theoretisch.
Überhaupt fehlt mir manches bei der Vorstellung der Reinkarniation.
Wieso kommt das Erinnern an die vorherigen Leben so selten vor, oder ist nur mit Hilfe möglich? Könnten nicht die Träume, dieser oft unbekannt Nachtwelt, eine Erinnerung sein an vorige Leben?
Wieso las ich noch nirgendwo etwas, das ich, wenigstens ich die Mutter, mein Kind ihn seiner neuen Hülle erkennen kann?
Ich glaube das ich Anteile erkennen kann. Denn es geschieht, dass mir unbekannte Menschen mein Leben streifen, auf der Strasse oder anders wo und ich die Atmossphäre von Helio spüre.
Und ich anhalte und der Mut mir auf der Zunge liegt und ich sie anspreche. Warme Reaktionen kamen die beiden Male. Und ich kann nun sie aufsuchen und in der Atmosspäre oder Aura von Helio sein/baden.
In einem Seelenanteil von ihm?!
Die Frage dazu ist: kommt eine Seele als ganzes in einen neuen Körper. Oder kann sie sich aufteilen auf viele Körper. Und können Anteile von ihm noch auf Erden sein? Und nur der, den ich kannte ist gegangen?
Steht irgenwo darüber was geschrieben? Ich wünsche mir meine Erfahrungen zu teilen und mich eingebunden zu fühlen in Mythen und Gedanken die die Zeiten überdauerten.
Die psychologische Betrachungsweise des Suizids ist mir zu einseitig. Geistige oder spirituelle Sichtweisen, die nicht Vorbehalte oder Ablehnung formuieren, fand ich bisher nicht
So forsche ich, stelle Fragen, suche nach Mythen (wurde kaum fündig bisher), lese, und versuche mich diesem seinem Weg anzunähern.
Ich wünsche mir mein Kind achten zu können, in seiner Entscheidung. Und ich wünsche mir Orte, Religion, Glauben wo er und all den vielen anderen Achtung gegeben wird.
Ich befürchte ich habe mich einige mal wiederholt, habe meine Fragen nicht sehr konkret gestellt. Habe es von dieser und der anderen Seite Betrachungen angestellt. Entschuldigen Sie dass es mir nicht möglich ist, die Fragen konkreter zu formulieren.
Ich bin dankbar und gespannt auf Ihre Antwort. Und wenn es ihre Zeit gerade nicht erlaubt oder sie meinen ein anderer Mensch wüsste auch noch anderes zu meinen Fragen und Gedanken zu sagen, leiten Sie meine mail gerne weiter.
So wünsche ich Ihnen
dunkle, innehaltende Dezember Tage und Nächte

Iris Jäger
Mutter von Helio Jäger, der auf die andere Seite ging

Liebe Iris,

Ich bin die feste Überzeugung, dass die beherrschende Kraft der Universums das Mitgefühl ist (und das Schuld eher ein Ausdruck von Hilflosigkeit ist). Und, dass Helio nicht einfach fallen gelassen wird. Es gibt tatsächlich Berichte von Nah-Tod-Erlebnisse, wo jemand der Selbstmord versucht zu begehen, in die gleiche zweite Ätherschicht kommt wie allen anderen auch, wo jeder erst mit universelle Liebe empfangen wird, bevor er anfängt seine Lebenserfahrung zu bearbeiten.

Ich bin auch überzeugt, dass jede Seele in seine oder ihre Entwicklung wenigstens einmal Selbstmord (wahrscheinlich mehrfach) begeht, sei es auch nur um zu sehen, dass das kein Weg aus der Depression ist und das die gleiche Erfahrungen, die zu diesen Ende führten noch mal erlebt werden müssen- diesmal hoffentlich mit einer bessere Vorbereitung, so wie sie in höhere Ätherschichten geübt wird (Depression braucht Hingabe und Dienen um sie zu überwinden). Deshalb sehe ich auch Selbstmord nicht als ein Ende der Entwicklung aber als einer der heftige Lernschritte, die jede Seele irgendwann erlebt.

Trotzdem gibt es tatsächlich im Yoga die Vorstellung, dass es schwer ist aus dem Magnetfeld der Erde heraus zu kommen als Seele, wenn das Prana nicht verbraucht ist. Es kann sogar sein, dass er abgeholt wurde, aber nicht bereit war mit zu gehen. Das kann die Entwicklung einer Seele beachtlich verzögern (es gibt allerdings auch hier spätere Hilfestellungen von Lichtwesen, die Unterstützung anbieten). Es ist nicht sicher, dass das Helio passiert is, aber es kann schon sein, und vielleicht sind ihre Wahrnehmungen seines Spirits sogar ein Zeichen dafür, dass das so ist.

Deshalb würde ich ein paar Dinge empfehlen:
A. Um Helio zu unterstützen durch die Tunnel zu gehen (für den Fall, dass er noch nicht hindurch ist) das Mantra AKAAAAAL singen (steht in dem Buch und auch auf die Website) 11 oder noch besser 31 Min. lang, möglichst zusammen mit anderen um ihm nachträglich zu helfen den Weg aus dem Magnetfeld zu finden. Immer mal wieder Perioden von 40 Tage jeden Tag dieses Mantra bis sie das inneren Gefühl haben, er ist weg von dieser Erde und auf seinem weiteren Weg durch die Äther…..

B. Helio ist einer ihren größten Lehrer, wahrscheinlich der größte. Ihre Auseinandersetzung mit sein Sterben wird Ihnen sehr viel weiter bringen. Das ist gleichzeitig auch die Respektbezeugung und Ehrung, die sie ihm geben können. Dafür würde ich erst mal 40 Tage die Meditation Hari Nam Tat Sat Tat Sat Hari machen (steht auch in dem Buch). Aber dieses Lernprozess wird nie aufhören und sie total verändern (suchen Sie sich ein LehrerIn Kundalini Yoga oder ein vergleichbaren Weg). Das ist ein großer Grund für Dankbarkeit an Helio und wenn Sie dann irgendwann den inneren Frieden finden, ist es das Beste, was Sie für ihm machen können.

Sat Nam, ich wünsche Ihnen viel Segen auf ihrem Weg,

Satya Singh

Liebe Iris Jäger,

Danke für ihr unterstützendes Feedback. Ich freute mich, dass Sie zurückgeschrieben haben. Meine Antworten mit *****
Eine Frage ist durch ihre mail in mir entstanden. Kann jemand der Suizid begeht, abgeholt werden obwohl er nicht bereit war oder ist zu gehen? Ich vermutete so etwas eher bei Unfällen oder Mord.

***** Der Abholer ist ein spirituellen Lehrer. Dazu gehört die Fähigkeit den Gegenüber durch seine Negativität hindurch zu helfen und das aus zu halten. Ob die Chance durch der Verstorbene aufgenommen wird ist natürlich nicht sicher, aber eine gute Chance gibt es.
Und wenn sie mir noch etwas aus ihrer Erfahrung oder Ihrem Wissen schreiben können, woher dieses grosse Tabu das auf dem Suizid liegt begründet liegt.

****** Suizid ist sehr ansteckend. Deshalb ist es schon korrekt da zurückhaltend und bewusst mit um zu gehen (natürlich ohne diese kontraproduktive Schuld-Thematik), weil es nicht der einfachste Weg ist auf eine positive Weise zu sterben.

****** Dharma Singh dharma@dharmatraining.de ist ein Freund von mir, betreibt ein alternatives Bestattungs-Institut in Freiburg und gibt (manchmal auch in München) ein Training über Trauer und Sterbebegleitung, die er Dharmatraining nennt. Ich kann ihn sehr empfehlen.

mit herzlichem Gruß, Sat Nam, Satya Singh

Erinnerungen

Helio

das erste mal sah ich dich auf einer Tanzveranstaltung deiner mutter in x-berg.
rote haare, irgendwie eine Art rotgoldene Aura
sasst du da in den stuhlreihen und ich erinnere mich an so was wie – du nahmst mir meine schwere Tasche ab und hast drauf aufgepasst, während Ronda durch die Reihen tollte – danach sass sie auch neben dir und Gil. und ich fand die zentrierte Art in dir zu ruhen toll – deine freunde, interessante junge Leute – um dich herum fand ich auch toll. das hat Freude gemacht euch zu sehen, visionäre einer neuen Art.
dann wieder sahen wir uns auf dem wagenplatz.
keine Worte zwischen uns.
ich sprach damals noch nicht viel. Artisten Kind in einer anderen Welt – so fühlte ich mich 🙂
doch das hast du mir nicht als problematisch vermittelt.
wir fanden schon eine Art der Kommunikation – die Kinder. „meine“ Kinder.
wie bald du mir erzähltest, dass du auf jeden fall auch mal welche haben möchtest. und dabei strahlten deine augen. und meistens hattest du dann auch schon Taiga an Dir hängen – sich drehend, Rolle vorwärts – rückwärts.
oder wie ein Flummi an Deinen Händen hüpfend.
in Bewegung sein – dass war Dir zu eigen. und da konntest Du andere anstecken. Ihnen Deine Techniken zeigen. sowieso Techniken zeigen – das habe ich oft erlebt. ganz einfache Worte, Handlungen zum Vor- und Nachmachen. Und dann geht das schon.
Helios in seinem Bauwagen – Helio im Bauwagen seiner Mutter Iris.
Helios mit seinem Bmx-Bike. Mit seinem besten Freund aus Leipzig, unterwegs in die Stadt, Billardspielen, Kickern. mit den Linken. den besten Kumpels.
Helios beim Vordach für seinen Wagen bauen… stundenlang sägen, in sich selbst versunken, hämmern, Stück für Stück wächst das Dach.
doch dann… Helios kommt einige Tage nicht aus seinem Bau. Nur der Geschirrberg neben der Spüle wächst… Schokopudding, Grießbrei, Ovomaltine.
In diesen Zeiten gibt es kein Erreichen. Ein Hallo dringt durch, Du hörst es immer, doch die Innenschau ist grösser, oder was da in Dir vorgeht.
Joints kiffen wir ab und zu gemeinsam. Das dann abends, wenn die Kinder schlafen – denn dazu hältst Du mich an und das finde ich toll und erstrebenswert, will ich doch damals sowieso endlich bewusster mit diesem Rauch-zeug umgehen.
Manchmal ist Lutz dabei. Ihr beide versteht Euch, steht da, unter den Sternen, Du hörst ihm zu, lachst mit ihm, über Fussball, Fahrräder, Lebens-Sichten. Da bist Du keine 19, Du bist sowieso Licht-Jahre alt – Alter ist nur eine Zahl, sag ich doch…
Dieser 52-Jährige Mann der so abgeschottet lebt, beginnt sich auf Dich zu freuen, auf den Austausch mit Dir, das gemeinsame Lachen und Fachsimpeln.
Du gibst mir kritische Impulse bezüglich seiner Art mit Kindern umzugehen. Deutest, was Du siehst – einen Mann, der sich den Abgründen, seiner Depression hingibt. Vergleichst ihn mit Deinem Vater und verdammst seine Haltung, nicht für seine Kinder da zu sein, sondern sie anstatt dessen nur zu belehren.
Da bist Du kein Teenager, da bist Du weiser weitsichtiger Junger Mann.
Manchmal erscheinst Du mir wie einer von denen aus Atlantis – so wie ich sie mir vorstelle… 🙂 – manchmal wirklich wie ein junger Sonnengott.
wenn Du nur mit Hose über den Garten wandelst, Dir Deiner Schönheit bewusst bist und damit glitzernd spielst. Wenn Deine Jugendliche Erotik überschwappt, manchmal auch in einer ganz feinen respektvollen Weise mir gegenüber 🙂
Wenn eine Freundin Dich besucht. Deine Haltung gegenüber den Freundinnen, voller Achtung, vorausschauend, behutsam.
und dann wieder – voller Kritik, Wertung „sie macht so viele Fehler, sie macht das nicht richtig….“
Nee, mit der Du laufen gehst. Mit der ich Dich sehe und denke: die beiden kannten sich auch schon vor langer Zeit…
Gil, die sich im Liegestuhl sonnt. auch nicht viel redet, was mir angenehmer Trost ist. Da ich mich dann nicht so alleine mit meiner Einsilbigkeit fühle….
Helios unter der Gartendusche. Der morgens reinkommt und Kaffee macht…
Helios ich vermisse Dich jetzt- wo ich mich erinnere wie un-greifbar Du oft warst und wie Du jetzt un-greifbar in der anderen Welt weilst.

Doch letzthin war ich in der Geschenkeboutique in Pankow und da warst auf einmal Du. Du hattest eine andere Gestalt, doch du rochst und bewegtest Dich wie Du. Wir sprachen nicht mit Worten aber Du vermitteltest mir, wie schön es sei mich zu sehen und versichertest mir einmal mehr, dass es Dir gut geht da wo Du jetzt bist, dass Du aber manchmal zum Teil noch hier hängst, weil so viele Dich herbeisehnen, an Dich denken – so ist das eben wenn die Seele noch nicht so lange weg ist von dieser Welt – so oder so ähnlich meintest Du… 🙂

ich traute meiner Wahrnehmung, denn jeder andere denkt vielleicht sofort: die ist doch verrückt – die ist verrückt und freut sich über solche Momente. nicht all-tägliche.

Im Alltag warst Du mir so oft Stütze.
Immer mit der Ansage: wenn es geht, ich Raum und Zeit habe, dann kann ich Dich und Deine Töchter unterstützen.
Dann zogst Du einfach los, ich winkte Euch nur noch hinterher und hatte dann Zeit für mich und was auch immer.
Ronda und Taiga mit Rucksack, den sie selber trugen, Taiga auf Deinem Rücken aber immer öfter an der Hand, denn bei Dir lief sie dann auf einmal ganz von selber 🙂
Eure Ziele: Schwimmbad, Mauerpark, Kinderbauernhof…
Es war immer toll für die Mädels. Und ich sah Dich im Geiste schon mit Deinen eigenen Kindern.
Ich glaube, manchmal hast Du sie auch schon vor Dir gesehen….
Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich so dermassen auf die eigenen Kinder die da noch kommen würden gefreut hat.
Nicht mal „erwachsene“ Männer, die Familienplanung betreiben… 🙂

Kochen mit Helios – oft Süssspeisen, Eierkuchen für und mit den Mädels, ganz viel Zucker & Zimt, Griessbrei
Ich vermisse Dich!
werde mir beim Schreiben so bewusst.
Eine vermisst erst dann jemanden so richtig, wenn er nicht mehr zurück kommt…
und ich weine. endlich nach einem Jahr…
über deinen Weg-Gang.
Weiss noch, wie ich in Buch im Bett sass…. wollte nicht mehr, hatte keine Kraft mehr, alles war traurig und ausgebrannt in mir….
da schrieb Claudi die SMS…
sofort brannte die Kerze an meinem Bett und in mir kramte ich, ob da nicht vielleicht mehr Gefühl war zu dem was passiert war… doch es kam nicht durch.
du warst tôt. selbst gemacht. das war klar.
mehr konnte ich nicht checken, wollte ich nicht checken…
mehr war zuviel.
hatte selber zuviel Baustellen damals.
die sich auch für dich als zuviel herausstellten. was ich wusste und klarstellte.
du kamst immer weniger zu uns doch das lag nicht an dem kram von mir – das versichertest Du mir auch – du bekamst die Dinge nur nicht mehr auf die Reihe….
Verabredungen, Beteuerungen, auf die Mädels aufzupassen als Ausgleich dafür, dass Du uns mal wieder versetzt hattest – ohne Meldung, ohne Anruf – Hände aus….
kam dann zu Dir um nach dem Rechten zu sehen – rote Augen, Zombie-Moves, warst Du da schon ein Stück weg von der Welt? gab es da schon den Plan zu gehen.
Du warst ehrlich, sagtest mir, Du möchtest nicht bekifft auf die beiden aufpassen, hast soviel zu sortieren.
und dann warst Du weg….
Marc sass am Computer, in seinem Wagen – da hab ich Dich das letzte Mal live und in Farbe gesehen. und Deine Augen waren so rot. nur vom Kiff?

Du fehlst und Du bereicherst… denn Du warst hier. auf dieser Welt.
und ich danke Dir für unsere Begegnung.
Du hast soviel erlebt, Du kannst anderen jetzt helfen, Rebekka.
hast Du oft zu mir gesagt, und mich ermutigst an mich zu glauben und mir versichert, dass ich es gut mache, als Frau, als Mutter. Mit meinem Wachstum.
Ich habe Dir nicht geglaubt. Jetzt haben sich Kreise geschlossen.
ich feiere mich, bin angekommen auf der Welt und winke Dir herüber in die Deine und sehe: Du winkst zurück.
Leb wohl, Sonnenkind.

Abend

Abend
Ich zünde eine eine Kerze an und stelle sie vor dein Bild
Schaue dich an
Wie du da sitzt
Auf der Alm, den Hirtenstock neben dir, Hand am Kinn
Du mein Sohn Helio
So nah
So nah
So fern
So fern
So vertraut
Bist du weg
Bist du wirklich weg?
Du mein geliebtes, vertrautes Kind
Nah in mir
Und
So fern
So unerreichbar fern
Ich weine

Dein Schmerz gehört nicht dir alleine sagte ich einmal zu meinem Sohn.
Ich möchte meinen Schmerz, meine Gedanken, Entwicklungen und Wandlungen nicht alleine mit mir tragen- und wählte das mir ansonsten fremde Medium des bloges.
Und hoffe und wünsche mir, das er andere Trauernde bereichert. Das wer mag diesen blog nutzt um das seine/das ihre hinein zu schreiben. Das der blog Netzlebendig wird- und so die Vison- für Trauernde, gerade wenn es „gerade geschah“- ein medialer Ort werden kann, der vielleicht zeigen kann
das es andere gibt die Worte finden, die Worte lesen,
die Worte voneinader lesen und zueinader schreiben

Morgengebet

Morgengebet

…….
denn das Gestern ist nichts als ein Traum und das Morgen eine Vision
das Heute jedoch recht gelebt macht jedes gestern zu einem Traum voller Glück
und jedes morgen zu einer Vision voller Hoffnung

Tagore

 

Mögen alle Menschen Glücklich sein
Mögen sie geliebt werden
Mögen sie Liebe spüren
Mögen sie Liebe geben

Mögen alle Seelen im weiten Raum ihrer Wege gehen
Ihre neuen Orte finden

Mögst du Helio
deine Wege gehen
deine neuen Orte finden
deine Aufgaben erfüllen

Frucht meines Leibes
Danke das du bei mir gelebt hast
Danke das du in deinem Tot bei mir bist

Ich bitte Dich, den Kosmos und Mich um Verzeihung
für jedes Unrecht das ich dir tat
für jeden Schlag, jeden Schrei, jede Aggression gegen Dich
für jede meiner Handlungen die in dir ein Gefühl der Verlassenheit machte
Ich bitte mit all meiner Liebe zu Dir, zum Kosmos, zu mir
um Verzeihung
Mögen sich unsere Seelen begegnen
im Diesseits wie im Jenseits
möge diese Begegnung fruchtbare Medizin sein
für dich, für mich für alle Wesen

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Das ich meinen Tot in mir trage 2

Helio,
ist dir Dein Tot
näher, vertrauter gewesen,
weil du dir vor eigener Hand das Leben genommen hast?

Hast du deinen Tot in dir gehört, gespürt?
Was hat er dir gesagt?
Dieser Dein Tot?
Hat er gesagt:
„Zeit ist`s?“
Und Du hast gesagt:
„Ja, Zeit ist`s“
Und führten deine Hände dann die Schritte aus,
all die vielen Schritte die notwendig waren/sind
das du stirbst
und dann Tot bist?

Ehrlich Helio,
so kann ich es mir vorstellen!

Lebenszeit-Todeszeit
wir Menschen haben es nicht in der Hand

Vielleicht wage ich zu schreiben
auch nicht der Suizidtote
obwohl es erstmal so scheint,
als würde er den eigenen Tot in die eigene Hand nehmen

Doch wo gibt es denn das, das der Mensch stirbt weil er es möchte?
Ganz alleine möchte!

Das ich meinen Tod in mir trage

Das ich meinen Tod in mir trage

Ich trage meinen Tod in mir
Im Sommerregen spüre ich es in mir

Weiche, zarte, mich durch flutende Traurigkeit ist nun Da in mir

So Groß, so Klar spüre ich es in mir
So ohne Fragen spüre ich es in mir

Liebes Leben
Lieber Tod
In Mir

Ich begrüße euch
In Mir

Leben und Tod In den Menschen
Ich begrüße Euch

Der Körper kennt die Zeit
Die Seele kennt die Zeit
Die LebensZeit
Die TodesZeit
Die LebensZeit
Die TodesZeit
in allen Reinkarnationen

Und du Helio?
Kanntest, spürtest du deine Lebenszeit?                       Spürtest Du deinen Tot?                                                   Seine Nähe?

Damit  meine ich nicht das ich glaube das die Lebenszeit „vorbestimmt“ ist                                           das kann sein oder auch nicht sein                                 das  weiß ich nicht

was ich meine ist                                                             das ich glaube das wir Menschen- und vielleicht auch die Tierkörper in sich drinnen das Wissen um den Tot tragen

Doch was mögen diese Gedanken bedeuten
für
Unfalltote, Kriegstote, Krankheitstote, Suizidtote, Alterstote, Gemordete Tote?
Auf welche Ebenen begebe ich mich da?

Helio`s Sonnenbrille

Helio’s Sonnenbrille

Ich habe sie jeden Tag beim Heuen getragen
meine Gedanken, mein Inneres bei den Erinnerungen an Helio
das er dieses stylische Berliner Design Ding auf der Straße gefunden hat
sein schimpfen das es am Bügel immer auseinander ging
diese Erinnerungen immer in mir/vor mir
sein Gesicht, sein Sprechen in mir/vor mir

Nun ist sie weg
etwas was Helio gehört ist weg
etwas mit dem ich Erinnerungen verbinde ist weg
das fühlt sich ganz ganz anders an, als ein jedes andere verlieren von Gegenständen
es ist ein Verlust eines Gegenstandes mit dem ich Erinnerungen verbinde, die mir unendlich wertvoll sind

dieses „nie mehr“
sehen, hören, spüren
dieses „nie mehr“ kommen Erinnerungen hinzu
was Helio`weggehen von der Erde begleitet
begleitet nun,
in einer kleineren Empfindung,
doch! mit dem gleichen Geschmack die Sonnenbrille 

Ich hoffe immer noch das sie wieder auftaucht!